Ausgeschieden (2. Phase | 2. Rundgang)
Phase 1
Projektbeitrag
1015
Quickfacts:
Büro: 4a Architekten GmbH, Stuttgart
Verfasser: Matthias Burkart
Mitarbeiter: Mansour Elzainy, Amro Hamead, Marcel Kipping
Energietechnik: Transsolar Energietechnik, Stuttgart
Lichtplanung: Danler Bartenbach, Aldrans (Österreich)
Tragwerk: LAP-Consult, Stuttgart
Büro: nsp landschaftsarchitekten stadtplaner PartGmbB, Hannover
Verfasser: Christoph Schonhoff
Mitarbeiter: Marcus Hanke, Nathalie Wolff, Wen Chen
Büro: Planungsgruppe VA GmbH, Nürnberg
Verfasser: Markus Heiß
Mitarbeiter: Michael Rösch, Yasemin Öksüm, Marie Fettinger
Das Urheberrecht obliegt den zuständigen Planungsteams und den Verfassern.
Leitidee & Entwurfskonzept
In Jülich wird mit dem Brainergy Park ein neues zukunftsweisendes Areal geplant, welches Wissenschaft und innovatives Gewerbegebiet für die Zukunftsthemen Neue Energien in Zusammenarbeit von Forschungsinstituten, universitären Einrichtungen und Industrie in einzigartiger Weise zusammenführen soll.
Der „Brainergy Hub“ als das zentrale Gebäude auf dem zukünftigen Campus ist das Kommunikationszentrum des gesamten Areals, Kreativlabor, Showcase, Speichertestzentrum und soll über das Areal hinaus ein Leuchtturmprojekt der Energiewende sein.
Diese übergeordnete Rolle spiegelt sich in der architektonischen Gestaltung des Gebäudes wieder, im Inneren durch offene, flexible Strukturen mit einem robusten Labor- und Forschungscharakter. Die äußere Form ergibt sich aus den inneren Strukturen mit ihren vielfältigen Funktionen und zeigt sich als klarer heller Baukörper, flexibel nutzbar, lichtdurchflutet mit einem Atrium als vertikales Kommunikationselement. Charakter und Haptik des Gebäudes lassen Veränderbarkeit und zukünftige Anpassungen sichtbar werden.
360° Ansicht
Präsentation
Erläuterungsbericht
Im Gegensatz zu den funktional geprägten Gebäuden auf dem zukünftigen Campus wurde für den „Brainergy Hub“ eine freie Form gewählt, die als zentrales Herzstück die neue Campus-Mitte besetzt und die Adresse des Areals bildet. Es entsteht ein „Ort für Alle“ mit Möglichkeiten zur Begegnung und Kommunikation sowie zum Rückzug. Und damit ein moderner Stadtraum mit entsprechendem Freiraumkonzept, der durch seine hohe Qualität und verbindenden Funktionen zur Aufwertung des neuen Stadtquartiers beiträgt.
Entwickelt aus der Lagegunst bindet der vorgeschlagene landschaftsarchitektonische Entwurf den künftigen Brainergy-Hub in ein Freiraumsystem mit eigenständiger Identität ein. Das Ensemble bildet einen prägnanten Auftakt für den gesamten Campus, das Freiraumkonzept stellt räumlich-funktionale Bezüge her und lässt Außenräume von hoher Qualität entstehen.
In Analogie zur Überlagerung unterschiedlicher Forschungsbereiche und Disziplinen entsteht auf der Platzfläche ein Konglomerat unterschiedlicher Freiraumtypologien welche ein breites Spektrum an Nutzungen und Raumqualitäten ermöglicht.
Das übergeordnete Gestaltungsmotiv besteht aus einer „Fließenden Landschaft“: Grüne Intarsien und Sitzinseln umschließen und „durchdringen“ das Gebäude mit einer zeitgenössischen Formsprache und bilden Schnittstellen, an denen sich Raumprogramm und Außenanlagen verknüpfen um Synergien zu bilden. Die im Norden angrenzende Wasserfläche wird an die Formsprache der Architektur angelehnt und durch eine großzügige Uferterrasse Inszeniert. Mit einer Abfolge von flachen Stufen und Sitzkanten wird das Wasser auf dem gesamten Campus erlebbar und eine qualitätsvolle, angenehme klimatische Situation geschaffen.
An den Vegetationsinseln entsteht, unter dem lichten Blätterdach, eine besonders angenehme Aufenthaltssituation auch an heißen Sommertagen. Als Grünes Pendant zur Wasserfläche bildet die Streuobstwiese einen weiträumigen und kontemplativen Park-Charakter aus. Die Obstgehölze und die Retentionsflächen listen einen wertvollen, stadtklimatischen Beitrag.
Die Haupterschließung des Areals erfolgt über die Planstraße im Süden, hier entstehen die Hauptzufahrten und die Anlieferung auf den Campus. Die östliche Zuwegung erschließt den Mobility Hub und den Haupteingangsbereich über eine großzügige Platzfläche. Durch die Konzipierung als Mischverkehrsfläche wird der Straßenraum mit in die Platzgestaltung intergiert und bewirkt durch den neuen Ausbaustandart eine Beruhigung des Verkehrs auf dem gesamten Campus.
Die überdachten Fahrradabstellflächen liegen offen unter dem Vordach, über die Fahrradumkleiden direkt mit dem Foyer verbunden.
Grundsätzlich ist das Gebäude einfach, übersichtlich, funktional, klar gegliedert und wirtschaftlich konzipiert. Alle Bereiche sind barrierefrei erschlossen.
Über den öffentlichen gestalteten Platz gelangen die Mitarbeiterinnen, Besucherinnen in ein großzügiges Foyer, welches den Gedanken des offenen Hauses horizontal und vertikal weiterträgt. Es bildet die Haupterschließung und vernetzt über eine freie Treppenanlage alle Bereiche, ist gleichzeitig Kommunikationszone und Begegnungsraum mit daran unmittelbar angeschlossenen Meeting Points und Zugang zu den einzelnen Funktionsbereichen.
Im Erdgeschoss finden sich in Sichtachse alle wichtigen Gemeinschaftsflächen, Cafebar, Lounge, Restaurant, der Konferenzbereich sowie die andienenden Funktionsräume wie Poststelle, Küche inkl. Nebenräume usw. Alles hier ist offen, transparent gestaltet und sorgt für interessante Ein- und Ausblicke auf den Campus.
Die verschiedenen Funktionsbereiche sind eine Mischung aus openspace Flächen, Einzel- und Gruppenbüros und gruppieren sich in den 3 Obergeschoßen jeweils um den zentralen Erschließungsraum. Dieser wird als Zwischenraum mit unterschiedlichem Möblierungsangebot ausgestattet und bildet jeweils den Hauptzugang zu den vermietbaren Einheiten. Diesen ist ein Ausbauraster von 1,5m zugrunde gelegt. Somit sind spätere Veränderungen der Raumaufteilung ohne großen Aufwand möglich. Grundsätzlich werden alle Arbeitsflächen mit Tageslicht versorgt mit freiem Blick auf den Campus.
Eine besondere Attraktion im 4. Obergeschoss bildet der Eventbereich mit beidseitig vorgelagerten Dachterrassen. Die übrigen Dächer sind begrünt und mit PV belegt.
Grundsätzlich sollte jedes Gebäude inzwischen dem Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz gerecht werden. Dies bedeutet eine ökonomische und ökologische Bauweise und wenn möglich CO2 neutral. Entsprechend werden nur Materialien eingesetzt, die recycelfähig und wiederverwendbar sind, dem Prinzip des cradle to cradle Leitgedanken folgend.
Tragwerk
Das Tragwerk folgt dem Prinzip einer materialgerechten Konstruktion, d.h. es werden die Materialien Holz, Stahl und Beton entsprechend der Trageigenschaften und Materialstärken eingesetzt und dabei die angestrebte Zertifizierung, DGNB in Gold, in der Konstruktion entsprechend berücksichtigt.
Das Tragwerk der Hauptebenen besteht im Innern aus Stahlbeton und Stahl. Die Stahlbetondecken ermöglichen die Nutzung einer energieeffizienten Betonkernaktivierung und hat auf Grund der vorhandenen Masse auch gute Eigenschaften bei der Pufferung der Innentemperaturen.
Die Stahlbetonstützen werden in einem Raster von 9,00m x 9,00 m geplant. Das Stützenraster lässt so auch bei einer eventuellen späteren Umnutzung oder Veränderung der Nutzflächen, sehr flexible Aufteilungen zu. Entsprechend der Materialeigenschaften werden die großen Spannweiten mit Stahlträgern überspannt, die als Lochstegträger sehr effektiv und materialsparend eingesetzt werden.
Für die Aufzugs- und Treppenhauskerne wird entsprechend der Materialausnutzung der Einsatz von Recyclingbeton vorgesehen.
Für eine energieeffiziente Außenhülle des Gebäudes wird eine Holzkonstruktion gewählt, die den Anforderungen der Wärmedurchgangskoeffizienten, mit natürlichen Dämmstoffen, für eine hocheffiziente Gebäudehülle gerecht wird. Das 4. OG (Staffelgeschoss) ist als leichter Holzrahmenbau vorgesehen. Die Ganze Tragstruktur ist so konzipiert, dass ein Rückbau entsprechend der eingesetzten Materialien möglich sein wird (cradle to cradle, bzw. X-Faktor – Prinzip), d.h., dass zum Beispiel die Gebäudeaußenhülle (Holzkonstruktion) unabhängig von der Betontragstruktur demontiert oder sogar ersetzt werden könnte. Die innere Tragkonstruktion aus Stahl und Beton kann bei diesem Konstruktionsprinzip auch demontiert und entsprechend der Materialien getrennt werden, sodass die Materialien dem Kreislauf wieder zugeführt werden können. Mit Beton, Stahl und Holz ist hier ein Tragwerk konzipiert worden ist, bei dem die verwendeten Materialien im unmittelbaren Umkreis verfügbar sind und nicht über große Strecken zu Baustelle gebracht werden müssen.
Das „Brainergy Hub“ Gebäude liegt in der höchsten deutschen Erdbebenzone 3 mit der Untergrund-Klasse S. Die daraus resultierenden Anforderungen an das Tragwerk werden in der Konstruktion des Gebäudes berücksichtigt.
Ausbau
Im Inneren herrschen naturbelassene und robuste Materialien vor. Im Eingangsbereich wird in Anlehnung des Platzes ein Steinbelag mit gleichem Verlegemuster vorgeschlagen, der sich über die Haupttreppenanlage bis zu den Übergangszonen der Einzelflächen zieht. Alle übrigen Böden sind Doppelböden mit einem textilen Belag. Die Fensterflächen sind als Holzaluminiumkonstruktion mit 3-fach Verglasung vorgesehen, mit feststehenden außenliegendem Sonnenschutz aus PV-Modulen und innerem Blendschutz. Aus Gründen eines erhöhten Komforts sind Öffnungsflügel zur natürlichen Belüftung vorgesehen. Die Stahlträger bleiben größtenteils sichtbar zur flexiblen Nutzung der Installationen. Dazwischen sorgen vertikale Filzelemente für einen hohen akustischen Komfort.
Alle o.g. Maßnahmen sowie die kompakte Form lassen unter Einbeziehung gestalterischer Belange ein funktionales, flexibel nutzbares gesamtwirtschaftliches Gebäude entstehen mit dem entsprechenden Angebot und eigenständiger Identität, welches diesem prägnanten Standort entspricht.
Energiekonzept
Nutzung des Anergienetzes mittels Wärmepumpen, die aus der PV-Anlage auf Dach und Fassade elektrisch gespeist werden.
Beheizung / Grundkühlung des Gebäudes über thermoaktive Decken (Bauteilaktivierung).
Spitzenlastkühlung über die Lüftung und über die Nachkühler.
Nachtentwärmung über Abluft und Nachströmung über Öffnungselemente in der Fassade.
Optionale Kälteerzeuger mit natürlichem Kältemittel (CO2).
Luftmengen der Büros und Multifunktionsräume IDA 2 nach DIN 13779.
Nachtentwärmung über Abluft und Nachströmung über Öffnungselemente in der Fassade.
Alle Zentralgeräte mit hocheffizienten Kreislaufverbundsystem-WRGs.
Beheizung / Kühlung über thermoaktive Decken (Bauteilaktivierung).
Ventilatoren als EC-Ventilatoren (FanGrids).