Ausgeschieden (Phase 1 | 1. Rundgang)
Phase 1
Projektbeitrag
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Quickfacts:
Büro: BJW Broghammer Jana Wohlleber Freie Architekten Part mbB, Zimmern ob Rottweil
Verfasser: Thomas Ralf, Stefan Popp
Mitarbeiter: Martin Krüper
Büro: faktorgruen Landschaftsarchitekten, Rottweil
Verfasser: Jürgen Pfaff
Mitarbeiter: Martin Gass, Julia Koch, Anna Müller
Büro: KIENLE Beratende Ingenieure GmbH, Ostrach
Verfasser: Joachim Kienle
Mitarbeiter: Andreas Kienle, Rainer Dold
Büro: Ingenieurbüro Henne & Walter, Reutlingen
Verfasser: Stefan Löber
Mitarbeiter: Mario Goller, Lisa Wolf
Das Urheberrecht obliegt den zuständigen Planungsteams und den Verfassern.
Leitidee & Entwurfskonzept
Im Planungsgebiet staffeln sich die Elemente Streuobstwiese, Platzbereich mit Gebäude und See von Südosten nach Nordwesten. Das Brainergy Hub als zentrales Gebäudes positioniert sich im Braienergy Village so, dass die Sichtachse der von Nordosten und Südwesten anbindenden Wege frei bleibt. Der vier- und fünfgeschossige Baukörper des Brainergy Hub lehnt sich in seiner Orientierung an die Wegrichtung an und ergänzt die im Gestaltungsplan angeregte U-Form der umgebenden Bebauung zu einem lockeren Karree, so dass der See und seine angrenzenden Grünflächen in Zentrum des Karrees liegen. Das Brainergy Hub ist im Zentrum einer befestigten Platzfläche, die bestehende Streuobstwiese ergänzt dann das Brainergy Village und bindet die ursprüngliche Kulturlandschaft in den Innovationspark ein. Das Gebäude selbst ist in drei Bereiche – ein Mittelteil und zwei Seitenflügel – mit unterschiedlicher Formung und Richtung aufgeteilt. Der Mittelteil überschreitet die südöstliche Raumkante, des Karrees.
360° Ansicht
Präsentation
Erläuterungsbericht
Ein Rundweg verbindet sowohl die bestehende Streuobstwiese als auch den neuen Innovationspark. Die landschaftliche Wegeführung springt über die Ostwest-Straßenachse, rahmt den neuen Quartiersplatz und führt in den nördlich liegenden Innovationspark. Dabei spannt sich zwischen den Rundweg und bezogen auf den Baukörper des Brainergy Hubs eine Wasserfläche auf, die deren geschwungene Formensprache annimmt. die Wasserfläche endet in einem naturnah angelegten Strandbereich.
Das homogene Wegenetz, welches sich an den grünen Schollen orientiert, bricht an der östlichen Kante der Wasserfläche in Form eines Stegs aus. Dieser Steg verläuft in einem weiten bogen über die Wasserfläche und schafft Abwechslung. Schmale Querwege aus dem Quartier schließen an das Wegenetz an. Im Süden gehen orthogonale Wegeachsen vom Hauptweg ab, um die Streuobstwiese mit einzubinden und erlebbar zu machen.
Grüne Schollen, in Form von Wiesen-, Blüh- und Staudenfeldern, flankieren den Landschaftsweg und verbinden den Urbanen- und Landschaftsraum. Landschaftliche Baumgruppen ergänzen die Parkgestaltungen, sowohl im Innovationspark als auch der Streuobstwiese. Während die grünen Schollen das Gebäude des Hubs mit ihrer geschwungenen Formsprache umspielen, folgen die Baumblöcke den klaren Kubaturen des Brainergy Hubs. Sie unterstützen die Strukturierung des Platzbereiches, die vom Gebäude vorgegeben werden und schaffen grüne Räume zur Steigerung der Aufenthaltsqualität. Von der Außengastronomie aus blickt man Richtung Norden auf die Wasserfläche, die über Sitzstufen an der nördlichen Platzkante zugänglich gemacht wird. Holzdecks auf dem Platz, die von den schattenspenden Baumblöcken überstellt sind, laden auf dem Platz zum verweilen ein. Bänke entlang den Wegen bieten Ruhezonen im Park an.
Leitgedanke der dreiteiligen Gebäudestruktur ist die Anordnung von zwei rechteckigen Büromodulen seitlich an das Mittelteil, der die zentralen Funktionen des Gebäudes aufnimmt. Verbunden werden die drei Bereiche über eine Magistrale, die parallel zum Vorplatz durch den Mittelteil verläuft. die einzelnen Büromodule haben einen Innenhof zur Belichtung und Belüftung des inneren Bereiches. Ein Büromodul ist in Büroflächen und Netzwerkflächen unterteilt, die jeweils einen Nutzungsabschnitte bilden und jeweils einen Treppenraum als Flucht- und Rettungsweg haben. Die Büroflächen können durch ein Bandraster flexibel in Zellen- oder Kombibüros oder als Open-Space-Bereich eingeteilt werden. Im Mittelteil befinden sich zwischen zwei Büromodulen zusätzliche Netzwerkflächen, Projekträume und studentische Arbeitsplätze. In den Obergeschossen gibt es eine Loggia, die sich in Richtung der Streuobstwiese. Im Erdgeschoss befinden sich der Eingangsbereich, der Fachbereich 3 kommunizieren / präsentieren und die Aufenthaltsräume außer dem Eventbereich, der im 1. Obergeschoss ist.
Vom eingezogenen Eingang im Mittelteil mit Foyer, Empfang und Lounge gibt es eine direkte Blickbeziehung zum Außenbereich rund um den See. Im Erdgeschoss verbindet der Mittelteil die Gastronomie im westlichen Flügel und die Multifunktionsräume im östlichen Flügel. Alle Geschosse werden im Mittelteil über eine repräsentative Treppe verbunden. Das Erdgeschosse und das 1. Obergeschoss sind über einen Luftraum verbunden, der sich im Mittelbau als Hof in den Obergeschossen fort setzt. Am Luftraum bzw. am Hof liegen an der Magistrale offene Kommunikationsflächen.
Sollte ein Büromodul entfallen, wird der Baukörper vier geschossen haben. Das Untergeschoss kann reduziert werden.
Das Erdgschoss wird als Tisch aus Stahlbeton mit konstruktiver Freiheit hinsichtlich der Stützenstellung hergestellt. Über dem Tisch werden die Obergeschosse als Holz-Skelettbau mit Holz-Beton-Verbundecken vorgeschlagen. Die 18 cm starken Betondecken stellen den Brand- und Schallschutz sicher und ermöglichen einen Einbau von Betonkerntemperierung mit Zuluft. Zwischen die tragenden Holzbalken stellen Akustikbaffeln komfortable Nachhallzeiten her. Durch den kompakten Baukörper mit einer thermisch optimierten hülle und einer Lüftungsanlage mit effizienter Wärmerückgewinnung kann der Passivhausstandard erreicht werden. Die Holzalu-Fassade bietet die Möglichkeit wetterunabhängig Lüftungsflügel zu nutzen. Windstabile Raffstoreanlagen verhindern als außen liegender Sonnenschutz die sommerliche Überhitzung und nutzen durch Schrägstellung der Lamellen das Tageslicht. Auf dem Dach wird vollflächig Photovoltaik installiert, die einen Salzwasserspeicher im UG bei Energieüberschuss auflädt.
Energiekonzept
Photovoltaik-Anlage mit Speicher:
Auf den Dachflächen sind vollflächig Hochleistungs-Solarmodule in Süd- bzw. Ost / West-Ausrichtung geplant. Die Module werden mit flacher Neigung (max 10°) auf flachdachgeeignete Unterkonstruktionen montiert. Verbraucher, die auch bei Nacht und am Wochenende betrieben werden (Lüftungsanlage, Klimatisierung, Beleuchtung, …) machen einen Solarspeicher wirtschaftlich. Aus Nachhaltigkeitsgründen ist wegen der ökologischen Bauweise ein Speichersystem mit Salzwasser-Elektrolyt vorgesehen. Dieses ist weder entflammbar noch explosiv, berührungssicher und absolut wartungsfrei. Es ist vorgesehen die PV-Anlage auch zur Versorgung von Ladeinfrastrukturen für E-Mobilitätskonzepte (E-Bikes, E-Scooter, …) einzusetzen.
Wärme- / Kälteversorgung:
Die Wärme- / Kälteversorgung erfolgt über das neu zu errichtende „kalte Nahwärmenetz“. Im Gebäude werden dann umschaltbare Wärmepumpeneinheiten den Wärme / Kälte auf das notwendige Temperaturniveau regeln.
Die Wärme- / Kälteverteilung selbst erfolgt über Flächensysteme (Metalldeckensegel o.ä.), die für Niedertemperaturanwendungen prädesdiniert sind.
Mit den Deckensegeln kann auch eine Einzelraum- / Zonenregelung realisiert werden.
Lüftungsanlage:
Zum Einsatz kommen Lüftungsgeräte mit hocheffizienten Wärmerückgewinnungssystemen und drehzahlgeregelten Ventilatoren mit EC- Motoren.
Die Anlagen werden als Teilklimaanlagen ausgeführt mit den Luftbehandlungsstufen Filtern, Heizen, Kühlen und Befeuchten.
Im Gebäude wird die Zuluft über in die Decke eingelegte Lüftungsrohre (z.B. System Kiefer CONCRETCOOL) und nachgeschalteten Luftauslässen eingeblasen. In Kombination mit einer flächigen Betonkernaktivierung wird hier im Sommer eine sehr hohe Kühlleistung erreicht.
Elektrische Energieversorgung:
Innerhalb der Technikflächen im UG werden die notwendigen Einheiten zur elektrischen Energieversorgung des Gebäudes untergebracht (Mittelspannungsschaltanlage, Transformator und Niederspannungsschaltanlagen). In diesem Bereich ist auch der Übergabepunkt zu den externen Netzen geplant.
Die U-Werte der Gebäudehülle orientieren sich am Passivhaus-Standard. Der sommerliche Wärmeschutz wird über einen außenliegenden Raffstore (windstabil) und Sonnenschutzglas sichergestellt. Mit wettergeschützten Klappen in den Außenwänden und an den Höfen wird eine Nachtauskühlung im Sommer genutzt. Der Trittschallschutz der Decken wird über 18 cm dicke Betondecken erreicht, deren Masse auch zur Phasenverschiebung im Sommer genutzt werden. Die Raumakustik wird mit Metall-Deckenbaffeln auf eine angenehme Nachhallzeit reguliert.