Phase 1
Projektbeitrag
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Quickfacts:

Das Urheberrecht obliegt den zuständigen Planungsteams und den Verfassern.

Leitidee & Entwurfskonzept

Für den Brainergy Hub in Jülich wird ein dynamisches Raumkontinuum mit größtmöglicher Flexibilität und Individualität gestaltet. Mit der Konzeption einer offenen „grünen“ Kommunikations- und Arbeitslandschaft, die sich mit großzügigen Terrassen zum Landschaftsraum öffnet, wird das Ensemble mit seinem markanten Erscheinungsbild zur identitätsstiftenden Landmarke im Brainergy Park.
Die offene Gestaltung und Baukörperanordnung stärken das Wechselspiel von Gebäude und Freiraum und die Durchgängigkeit des Landschaftsraumes. Außen- und Innenräume gehen fließend ineinander über und bilden gemeinsam das Herzstück und den zentralen Anlaufpunkt in der Brainergy Village.

Dabei nehmen die freien Baukörper, die sich fingerartig nach Norden und Süden erstrecken, die zentrale, Ost-West verlaufende Achse aus dem Masterplan räumlich auf und führen sie in und durch das neue Gründer- und Innovationszentrum. Die Wege- und Platzflächen, die sich östlich und westlich vor dem Gebäude entwickeln, werden zur repräsentativen Auftakt für alle Nutzer des Gebäudes. Die transparenten Eingänge eröffnen spannende Ein- und Durchblicke und laden zum Betreten ein.

Die bestehende Streuobstwiese im Süden wird in die das Gebäude umspülende Landschaft miteinbezogen und in ihrer Besonderheit bewahrt, erfahrbar und begehbar gemacht. Die offene Wasserfläche im Norden wird bis an das Gebäude geführt und bietet attraktive Aufenthaltsangebote auf den angrenzenden Terrassen. Da die Ufer direkt bis an das Gebäude und sogar bis unter die Terrassen reichen, sorgt der Teich mit seiner adiabaten Kühlwirkung im Sommer für angenehme Temperaturen. Die nördliche Uferzone ist flach gehalten und geht fließend je nach Retensionsvolumen in die freie Wiese mit Versickerungsmulden über.
Fahrradstellplätze finden sich in geforderter Zahl östlich und westlich des Ensembles in direkter Nähe zu den Eingängen. Die Fahrradwege wie auch die Fußgängerwege bilden einen Rahmen und vernetzen den Hub als Zentrum der Brainergy Village mit dem gesamten Park.

360° Ansicht

Präsentation

Erläuterungsbericht

Die Führung der motorisierten Verkehre folgt den Überlegungen des Masterplans und führt den Verkehr um den Brainergy Hub herum und separiert vom Fußgänger-Verkehr. Lediglich die Anlieferung der Gastronomie erfolgt abgeschirmt im Westen des Gebäudes.
Das Grundstück ist über die angrenzenden Straßenräume für Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr anfahrbar. Die Ausgänge aus dem Gebäude im Zuge der Rettungswege dienen gleichzeitig der Feuerwehr als Angriffswege im Rahmen der Lösch- und Rettungsarbeiten.

Vom zentralen Eingangsbereich werden alle weiteren Bereiche auf kürzestem Weg wie auch die Obergeschosse über die zentrale offene Treppe und die vier Vertikalerschließungspunkte erschlossen.
Über die vier zentralen Erschließungskerne mit jeweils einem Personenaufzug als schnelle, behindertengerechte Verbindung und zum Lastentransport werden die Ebenen 1 und 2 erreicht. Dieses klare und ordnende Erschließungskonzept ermöglicht auch eine gute Orientierung. Der Antritt und die Funktionsverteilung sind auf allen Geschossen gleich.

Die Obergeschosse werden in Nutzungseinheiten mit ca. 400 m² unterteilt. Direkte Sichtverbindungen innerhalb der Nutzungseinheiten zu den Ausgängen sind planerisch berücksichtigt. Die Erschließung erfolgt über die vier notwendigen Treppenhäuser. Aus jeder Nutzungseinheit ist jeweils ein notwendiger Treppenlauf direkt oder über notwendige Flure erreichbar. Der zweite Rettungsweg führt jeweils über die Terrassen und Fluchtbalkone zu dem nächsten Treppenraum. Dies ermöglicht eine kleinteilige Aufteilung der Flächen – und somit Flexibilität – ohne zusätzliche Treppenkerne zu erfordern. Rettungsweglängen von 35 m und Rettungswegbreiten von 1,20 m werden durchgängig eingehalten.

Das Erdgeschoss mit seinen kommunikativen, übergeordneten Funktionsbereichen wie der Gastronomie, der Konferenz und dem studentischen Arbeiten öffnet sich zu den unterschiedlichen Richtungen und wird zur einladenden und imageprägenden Antrittsplattform für alle Nutzer des Gebäudes.
Die Gastronomie und der Konferenzbereich orientieren sich zum Freibereich und dem Wasser und bilden mit ihrer hohen Flexibilität bezüglich unterschiedlicher Bespielungsformen den attraktiven Hintergrund für erholsame Pausen zum einen und Veranstaltungen mit verschiedenen Formaten zum anderen.
Das Zusammenschalten und die gemeinsame Nutzung der beiden Bereiche werden über das Foyer und die Terrassenflächen möglich. Eigenständige Eingänge zur Gastronomie und zur Konferenz ermöglichen zudem die autarke Erschließung der Bereiche unabhängig von den Öffnungszeiten des Gebäudes und erhöhen die Flexibilität. Mit dem gleichen hohen Nutzungskomfort sind die studentischen Arbeitsplätze Richtung Süden zum Freiraum entwickelt. Die frei bespielbaren Flächen ermöglichen konzentriertes Arbeiten gleichermaßen wie das Arbeiten in Gruppen und tragen zur offenen und kreativen Atmosphäre des Brainergy Hubs bei.

Die 12,00-14,50m tiefen Grundrissebenen lassen unterschiedliche Möblierungs- und Gestaltungsvarianten zu und bieten somit ein hohes Maß an Flexibilität und Nutzungsvielfalt. Das offene Raumkontinuum der Büroebenen fördert dabei den Austausch der Arbeitswelten und lässt kleine Einheiten wie auch zusammenhängende Flächen bis 3.000m² pro Etage zu.
Die Flächentypen höherer Konzentration sind dabei in den vier Flanken angeordnet und somit frei von Durchgangsverkehr oder sonstigen Störungen. Die kommunikativeren Netzwerkflächen orientieren sich zur Mitte des H-förmigen Grundrisses und bilden so die Nahtstelle, den zentralen Treffpunkt. Offene Treppen in diesen zentralen Bereichen ermöglichen den direkten und fließenden Übergang der Einheiten auch über die Geschosse hinweg.
Die den Büroflächen vorgelagerten Terrassen und Außenraumbezüge bieten den Nutzern eine außergewöhnliche, hochattraktive Arbeits- und Aufenthaltsqualität. Es entsteht ein vielfältiger Dialog zwischen den Innovations- und Experimentalwelten und dem landschaftlichen Außenraum.

Der gestaffelte Baukörper erhält durch die hervortretenden Deckenverkleidungen eine horizontale Gliederung. Geschlossene und vollverglaste Elemente im Wechsel rhythmisieren die Fassade und ermöglichen eine voll flexible Raumaufteilung bei moderatem Verglasungsanteil. Öffnungsflügel ermöglichen die individuelle, natürliche Belüftung. Die festverglasten 3-Scheiben-Wärmeschutzgläser werden durch einen außenliegenden Alu-Raffstore mit Lichtlenkfunktion beschattet.
Vor den geschlossenen Bereichen werden begrünte Fassadenpaneele angeordnet. Je nach Ausrichtung werden unterschiedliche Pflanzen vorgeschlagen, im Norden schattenverträgliche Stauden und Gehölze in Mischpflanzung und im Süden Pflanzen für sonnige und halbschattige Standorte. Diese begrünte Ebene verleiht dem Neubau ein Alleinstellungsmerkmal. Diese Vegetationsschicht verbessert das Mikroklima und wirkt sich wie auch die offene Wasserfläche mit ihrer adiabaten Kühlwirkung positiv auf die Atmosphäre und Nutzung aus und wird zu einem starken Imageträger des Brainergy Hubs.

Über dem in Stahlbetonweise ausgeführten Erdgeschosssockel werden die Obergeschosse in einer massiven Holzkonstruktion errichtet. Die Geschoss- und Dachdecken werden aus Brettsperrholz als durchlaufende Deckenscheibe ausgeführt. Diese lagern linienförmig auf einer Stützen-Balken-Konstruktion aus Brettschichtholz.
Die linienförmigen Balkone können durch durchlaufende Deckenplatten ohne den Einsatz von thermischen Trennungen, aufgrund der geringen Wärmeleitfähigkeit des Holzes, erfolgen.
Lediglich die Erschließungskerne werden aus brandschutztechnischen Gründen und zur Aussteifung des Gebäudes aus Stahlbeton ausgeführt.

Die Holzbauweise bietet neben ökologischen Aspekten auch wirtschaftliche Vorteile. Die Holzbaukonstruktion verringert z.B. die gesamte Gebäudelast um ca. 30 % im Vergleich zu einem konventionellen Gebäude in Stahlbetonbauweise. Die Bauzeit kann aufgrund der hohen Vorfertigung im Werk, auf ein Minimum reduziert werden. Dies sichert neben einer schnelleren Fertigstellung eine geringere Baustelleneinrichtung und weitere Folgekosten.

Energiekonzept

Das Energie- und Klimakonzept des Brainergy Hub führt die Hauptziele der Nachhaltigkeit durch Ressourcenschonung, Energieeffizienz, Nutzerkomfort und Wirtschaftlichkeit zusammen und ermöglicht so ein zukunftsweisendes Innovations- und Gründerzentrum für das Brainergy Village. Das Zusammenspiel aus Gebäudehülle auf DGNB-Gold-Niveau und der innovativen Anlagentechnik bereitet den Weg die strengen energetischen Anforderungen der Gesetzgebung zu erfüllen und ein Zeichen für mehr Klimaschutz zusetzen. Die Wärmeversorgung erfolgt, mit ihren niedrigen Installations-, Wartungs- und Bedienaufwand, über das Niedertemperatursystem (LowEx) und der nachgeschalteten Wärmepumpe im Gebäude.
Verdunstungskühlung in den Lüftungsgeräten ein zusätzlicher Kühleffekt erzielt werden. Des Weiteren kann das LowEx-System im Sommer mit 14°C Vorlauftemperatur direkt zur Kühlung genutzt werden. Die Verdunstungskühlung kann ressourcenschonend anteilig über aufbereitetes Regenwasser (Wasserbecken) betrieben werden. In der Heizperiode wird diese Regenwassernutzungsanlage auch für die Versorgung der öffentlichen WC-Anlagen herangezogen.
Eine bereichsweise CO2-Steuerung der Lüftungsanlage reduziert zusammen mit einer tageslichtgeführten LED-Beleuchtung weiter den Strombedarf und die CO2-Emission. Über einen hochwirksamen Sonnenschutz und das leichte Sonnenschutzglas kann ein hoher Komfort in allen Aufenthaltsräumen bei gleichzeitigen gesteigerten visuellen Außenkontakt erreicht werden. Mit Heiz- und Kühlsegeln wird ganzjährig ein angenehmes Raumklima gewährleistet das den Nutzern beste Arbeitsbedingungen bietet. Der thermische Komfort wird über passive Maßnahmen, wie Nachtauskühlung und Querlüftung erreicht. Über zentrale Lüftungsgeräte eingebrachten Zuluft kann mit Hilfe einer indirekten
Die Photovoltaik-Anlagen auf den Gründachflächen sorgen für eine Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien und Reduzierung des CO2-Foodprints des Brainergy Hub. Die Gründächer reduzieren den Regenabfluss und verbessern den Ertrag der Photovoltaik und das Mikroklima.
Ein intelligentes Lademanagement ermöglicht es die E-Bikes und andere strombetriebene Fahrzeuge effizient und zielgerichtet zu versorgen. Die lokale Insektenpopulation wird mit einer insektenfreundlichen Außenbeleuchtungsanlage gefördert.

23 Projekte aus Phase 1