1. Platz (100.000 Euro)
Phase 2
Projektbeitrag
1007
Quickfacts:
Büro: Henn GmbH, Berlin
Verfasser: Martin Henn
Büro: Latz + Partner, Kranzberg
Verfasser: Tilman Latz
Mitarbeiter: Burkhard Krüpe, Luca Topp, Caspar Bartels, Jan Vrabec
Büro: Buro Happold GmbH, Berlin
Verfasser: Paul Carew
Das Urheberrecht obliegt den zuständigen Planungsteams und den Verfassern.
Leitidee & Entwurfskonzept
Mit dem neuen EXERGY Hub wird das Herzstück des Brainergy Campus in Jülich entstehen. Als neues Epizentrum der ambitionierten Entwicklung zielt der Entwurf darauf ab, ein omnidirektionales Haus als energetisches und kreatives Herz des Campus zu schaffen – als Plattform für Kreativität und Innovation und als Leuchtturmprojekt für nachhaltiges Design. Durch den modularen Aufbau bildet das Gebäude einen flexiblen Rahmen, der Anpassungsfähigkeit, Wachstum und unterschiedliche Nutzungen ermöglicht.
360° Ansicht
Präsentation
Erläuterungsbericht
Die runde Gebäudeform lässt den Exergy Hub eindeutig als Hauptbaustein des Campus erkennen. Er schwebt über der Landschaft und bildet Arkaden, die sich entlang des gesamten Umfangs erstrecken und aus allen Himmelsrichtungen zugänglich sind. Die Hauptzugänge orientieren sich Richtung Nord und Süd und sind jeweils an einen angemessen dimensionierten Platz angeschlossen. Im Osten und Westen werden Nebeneingänge an das Wegenetz der Freianlagen angebunden. Die Gebäudeform schafft eine Verzahnung zwischen Architektur und Natur – die Landschaft umspült den Gebäudekörper sodass eine nahtlose Einheit zwischen dem Norden und dem Süden des Grundstücks entsteht.
See und Gebäude werden als gestalterische Einheit entwickelt und ergeben eine atmosphärisch dichte Situation. Sie ist zugleich identitätsstiftend und wiedererkennbar. Die flächenhafte Ausprägung der Wasserfläche im Norden wird im Süden in Größe und Form als große Wiese wiederholt. Der umgebende Park spiegelt mit seiner Formensprache die kontrolliert „kreativ-chaotische” Atmosphäre des Gründungszentrums wieder:
Eine Abfolge von großen und kleinen Plätzen wird aus der Formensprache des Parks entwickelt und ermöglicht eine sinnvolle Nutzung an den Haupt- und Nebeneingängen. Der große befestigte Platz, sowie das Café als eine der wichtigen, identitätsstiftenden Nutzungen sind nach Süden orientiert und bieten attraktive Aufenthaltsqualitäten.
Sitzgelegenheiten und ein Wasserspiel beleben den Platz. Im Verlauf der Promenade befinden sich in lockerer Sequenz platzartige Aktionsflächen, die sich die Nutzer informell aneignen können und sollen. Drei kreisrund gestaltete Rondells, Wasserspiel, Seebühne und Sitzrondell dienen als Aufenthalts und Orientierungspunkte. Die Promenade umschließt die verschiedenen Hauptbereiche und definiert die Ränder. Dadurch ist eine gute Orientierung möglich und schafft großzügige, multifunktional nutzbare Flächen.
Ein großer Loop aus wassergebundenen Flächen fängt das außenliegende, orthogonale Wegesystem auf und zentriert die Nutzungen auf den inneren Bereich. Die Wege werden durch einen baumbestandenen Übergangsbereich geführt. Der innere Bereich dagegen ist offen gestaltet. Dadurch rückt die ikonographische Gebäudeform in den Fokus, ohne jedoch aufdringlich zu wirken.
In den platzartigen Aufweitungen an der Promenade entstehen Orte zum Verweilen und zum kreativen Austausch. Die Erschließung des nördlichen Platzes erfolgt über Stege, die über die Wasserfläche geführt werden. Die Hauptanlieferung der Gastronomie und die Müllentsorgung finden weitestgehend auf der Südwestseite statt und ist so angelegt, dass der Kraftfahrzeugverkehr die Platzfläche möglichst wenig tangiert.
Die Hauptzuwegungen werden mit Olympiamastix befestigt, die sich optisch mit den wassergebundenen Flächen vereint. Dadurch entstehen großzügige Flächen. Die Olympiamastixflächen können Fahrverkehr aufnehmen und im Winter gut beräumt werden.
Über den Haupteingang im Süden betritt man das Gebäude. Die mögliche Durchwegung von Nord nach Süd verbindet den südlichen Bereich mit Gastro und Cafe mit der im Norden befindlichen Konferenz und Seminarzone. Das Forum als zentrales Element beinhaltet die vertikale Erschließung in Form einer gewendelten Treppe nebst einer Aufzugsgruppe. Eine barrierefreie Durchwegung wird durch die dem Forum zugewandte Aufzugsgruppe gewährleistet. Die Büroetagen werden über den zentralen vertikalen Erschliessungsraum erschlossen und erhalten über jeweils angeschlossene Netzwerkfläche ein kommunikatives Entré. Die Innere Erschliessung der Abteilung wird an einen umlaufenden aussenliegenden Erschliessungsbalkon angebunden – somit könne auf kürzestem Wege direkte Verbindungen mit anderen Abteilungen angeboten werden. Die Entsorgung erfolgt über den im Westen angeordneten Anlieferungsbereich der räumlich nahe an der Gestronomie angesiedelt ist.
Die Arbeitswelt stand in den vergangenen 50 Jahren stark im Wandel, vorangetrieben durch technologischen Fortschritt, der sich auch in den nächsten Jahren exponentiell weiter entwickeln wird. „Remote Working“ wird auch in Zukunft möglich sein und ausgeübt werden, nichtsdestotrotz ist in der Wissensökonomie, Kreativität und Innovation abhängig von persönlichem Kontakt und Austausch, und so ist die Gestaltung von Büro und Arbeitswelten, wichtiger denn je.
Die Arbeitsbereiche des Exergy Hub setzen auf Flexibilität und Modularität, um ein Gebäude zu schaffen, dass es dem Nutzer erlaubt durch die Anpassung von Zwischenzonen und Wänden, Büromodule zu erweitern und zusammenzuziehen. So können diverse Grundrisslösungen, vom Einzel- zum Doppel- und Großraumbüro realisiert werden. Ein idealer Rahmen für die Koexistenz von kreativem Chaos und organisierter Struktur, die durch das Zirkulationssystem des Gebäudes miteinander verwoben sind. Innenhöfe bieten einen direkten Kontakt mit der Natur wobei alle Zonen ideal natürlich belichtet und belüftet sind.
Das Gebäude schafft eine geschichtete Zonierung verschiedener Arbeitsplatztypen, beginnend mit dem kommunikativen Kern in der Mitte, dann die stockwerkbezogenen Sonderflächen und schließlich die konzentrierten Arbeitsbereiche am Rande des Gebäudes. Dieses System schafft ein zwiebelartig geschichtetes System von Arbeitswelten.
Die Bespielung der Arbeitswelten erfolgt anhand von Modulen, die auf dem modularen Gebäuderaster von 2,7m x 8,1m aufgebaut sind. Das Basismodul für den Innenausbau addiert zwei dieser Raster zusammen und hat Abmessungen von 5,4 m auf 8,1 m. Die gewählte Größe des Ausbaumoduls erlaubt eine vielfältig Bespielung und ist hochflexibel. Von fokussierter Arbeit auf den Büro-Mietflächen bis zu kollaborativen Modulen auf den stockwerksbezogenen Sonderflächen können alle Anforderungen an eine moderne Arbeitsumgebung abgebildet werden.
Büroarbeitsplätze und flexible Arbeitsmöglichkeiten, Kollaborations- und Besprechungsmöglichkeiten und „BreakOut“-Zonen, Projektflächen und soziale Austauschflächen können mit den dem Modul abgebildet werden. Sowohl offene Flächen als auch geschlossene Räume lassen sich so verorten zum Rückzug und Fokussierung des Einzelnen. Um auch hier den Bedarf nach visueller und akustischer Trennung zu gewährleisten, können Flächen flexibel durch Akustikvorhänge oder bespielbare akustisch wirksame Whiteboards / Pinnwände separiert werden. Durch Anordnung dieser geschlossenen und offenen Module ergeben sich unterschiedliche Zonierungsmöglichkeiten des Arbeitsbereichs. Die Ausprägung und Anordnung dieser kann im weiteren Planungsverlauf gemeinsam mit den Nutzern ermittelt werden.
Bei der Entwicklung neuer Arbeitswelten lohnt es sich individuelle Arbeitsplätze von Gemeinschaftsflächen zu unterscheiden. Als individueller Arbeitsplatz wurden bisher vorwiegend Arbeitsplätze im Büro bezeichnet. Beschleunigt durch die Erfahrungen der COVID-19 Pandemie ersetzen mobile Arbeitsplätze außerhalb des Büros heute vermehrt Plätze in Büros und schaffen, durch erhöhte Desk-Sharing Raten und virtuelle Anwesenheit, Platz für zusätzliche Kollaborations-, Projekt- und Gemeinschaftsflächen. Diese sind notwendig, denn wer einige Tage pro Woche außerhalb des Büros arbeitet, wird die soziale Komponente, die kommunikativen, interdisziplinären und projektbezogenen Arbeitsprozesse im Büro suchen. Für diese Prozesse ist die physische Anwesenheit am wichtigsten. Dort wird der Raum zur Ressource, um die komplexen Arbeitsprozesse moderner Wissensarbeit zu lösen.
Das Verhältnis von individuellen Arbeitsplätzen zu Gemeinschaftsflächen wird also umgedreht – Gemeinschaftsflächen überwiegen jetzt, da die Mehrheit an Aktivitäten auf ihnen stattfindet. In diesen Gemeinschaftsflächen finden spontane Gespräche, organisierte Besprechungen oder digitale Meetings statt. Hier treffen sich Teams zum kollaborative Austausch und zu Workshops.
Moderne Arbeitswelten sowie Räume für Kollaboration und Gemeinschaft brauchen Abwechslung, Veränderung und Stimulation. Grüne Lichthöfe und in ein Regalsystem intergrierte Bepflanzung erzeugen eine nachhaltige Raumqualität. Die Vernetzung der unterschiedlichen Geschosse durch außenliegende Balkone mit angeschlossenen vertikalen Erschließungskernen verbinden die Stockwerke vertikal miteinander erhöht dadurch die Möglichkeiten der gegenseitigen Wahrnehmung schafft.
Die Tragwerksplanung besteht aus einem hochwirksamen und anpassungsfähigen System, das die Wichtigkeit von Nachhaltigkeitsparametern und einer ressourcenschonen Tragwerksplanung mit aufnimmt. Die grundlegende Tragstruktur folgt dem orthogonalen 8,1 x 8,1m Raster-Layout und bildet so eine Reihe von modularen Feldern deren Anordnung je nach Benutzeranforderungen und Projektphase leicht erweitert, verändert oder reduziert werden kann. Jedes Modul besteht aus 4 Holzstützen, die einen Hauptträger stützen auf dem wiederum gerippte Holzbetonverbundplatten. Die Platten, Hauptträger (Beton- oder Stahlfertigteile) und Stützen sind alle vorgefertigt und mit maßgeschneiderten und geometrisch konsistenten Verbindungen ausgestattet, um eine schnelle Konstruktion sowie vollständiges Recycling und Wiederverwendung der tragenden Elemente zu unterstützen.
Es wird vorgeschlagen, dass die Tragwerksplanung im Detail aus funktionalen Anforderungen (Akustik / Bauphysik) sowie der Verwendung von standardisieren, fertigungs- und baugetriebenen Verbindungsdetails entwickelt wird, damit das gesamte Struktursystem als „Teilesatz“ konzipiert werden kann. Es wird weiterhin vorgeschlagen, dass das Layout und die detaillierte Gestaltung der hybriden Bodenplatten und Primärträger vollständig mit den Vorhaltungen für Öffnungen und Durchbrüchen aus dem TGA-Design geplant werden. Dadurch können auch zukünftige Anpassungen und Upgrades der TGA Systeme in vorgehaltene Routen mit minimalen Aufwand eingebaut werden. Wie es bei hochmodularen Gebäuden der Fall ist, stellt ein Stabilitätssystem, das die Anpassungsfähigkeit unterstützt, oft eine Herausforderung dar. Für den derzeitigen Entwurf wird vorgeschlagen, dass die 4 zentralen Kerne das primäre Aussteifungssystem für die Geschossdecken in ihren maximalen Abmessungen und ihrer Erweiterung bieten. Dieser Ansatz ermöglicht einen modularen Anbau weitere Deckenmodule, ohne dass zusätzliche Versteifungs- und Stabilitätssysteme innerhalb dieser der angebauten Module erforderlich sind.
Die horizontalen Stabilitätslasten werden durch die als Scheibe wirkenden Deckenplatten auf die Kerne übertragen. Um diese Übertragung unabhängig vom Deckenaufbau zu erreichen, können alle Paneele durch maßgeschneiderte Scherverbinder horizontal verbunden werden. Die Kerne werden als robuste Betonkerne aus Fertigteilen vorgeschlagen, die vollständig für die TWP und TGA-Anforderungen konzipiert sind.
Das Untergeschoss wird, in Abwesenheit bautechnisch gleichwertiger Alternativen, als konventionelle Stahlbetonkonstruktion mit einer tragenden Sohlplatte geplant.
Um die modularen orthogonalen Bereiche des Gebäudes läuft ein kreisförmiger Umfassungsring. Die Tragwerk für diesen Umfassungsring besteht aus einer eigenständigen, leichten Holz und Stahlkonstruktion mit Balken und Stützenelementen. Die vertikalen Lasten werden über radiale Kragträger in die direkt vor Gebäudestruktur stehenden Stützen abgetragen. Diese Konstruktion ermöglicht einen stützenfreien äußeren Rand der umlaufenden Stege und Balkone und eine effiziente thermische Trennung des außenliegenden Ringtragwerks von den inneren Gebäudeelementen. Die horizontalen Lasten aus dem Kippmoment der auskragenden Ringstruktur werden durch lokale, thermisch entkoppelte, horizontale Verbindungen in die Geschosse des Gebäudetragwerks abgetragen.
Das gesamte Struktursystem ist ein relativ leichtes Tragsystem, wobei die Deckendicke in erster Linie durch brand- und bauphysikalische Überlegungen und nicht nur durch Tragwerksanforderungen bestimmt wird. Der Vorschlag einer leichten Hybridholz- und Betonfertigteilkonstruktion führt zu einer deutlichen Reduzierung der Geschoss- und Fundamentlasten im Vergleich zu einem konventionellen Betonbau. Diese Reduzierung des Gesamtbaugewichts wirkt sich positiv auf das Ausmaß der Fundamente sowie auf die gesamte verkörperte, graue Energie im Rohbau und Tragwerk aus.
LowEx (Energie)
Dieses Gebäude nutzt passive Maßnahmen, um den hohen Exergiebedarf in der Zeit zu reduzieren, in der am wenigsten erneuerbare Energie zur Verfügung steht.
Passives Design – das Gebäude für ein LowEx-Konzept zugänglich machen
Passives Design wird eingesetzt, um den Spitzen- und Jahresenergiebedarf zu reduzieren, was entscheidend ist, um die Durchdringung des LowEx-Konzepts über das ganze Jahr zu verlängern.
LowEx Heizung und Kühlung – eine Prosumer-Verbindung mit dem LowEx-Netzwerk
Niedertemperatur-Strahlungsheizungen sind für die direkte Nutzung an den Perimetern vom LowEx-Netzwerk vorgesehen. Die Kühlung ist auf Bereiche mit hoher Belegungsdichte und IT-Räume beschränkt.
Lüftung – natürlich und dann mechanisch
Natürliche Lüftung ist der primäre Mechanismus für die Belüftung. Die Nutzer können die Fenster, die meiste Zeit des Jahres nach ihren Vorlieben öffnen. Einige Fenster sind automatisiert, um das Steuern der C0²-Werte und die Nachtauskühlung zu unterstützen.
SolarEx
Solar Zellen auf dem Dach unterstützen Energie Systeme durch Produktion von Energie
MatEx (Materialien, Struktur, Circularity)
Modulare Konstruktionen unter Verwendung von Standard- und Verbreitetenabmessungen ermöglichen Wiederverwendung eines großen Teils der Gebäudekomponenten in der Zukunft. Hoch-Exergie-Materialien wie Beton und Stahl werden verwendet und mit Niedrig-Exergie-Materialien wie Holz aufgewertet, um damit größere und häufigere Gebäudeabmessungen bedienen zu können. Niedrig-Exergie-Materialien sind in den Fassaden konzentriert.
Energiekonzept
Erweiterung des Konzepts/Denkens – Prosumerismus in einem LowEx-Netzwerk
LowEx (Energie)
Dieses Gebäude nutzt passive Maßnahmen, um den hohen Exergiebedarf in der Zeit zu reduzieren, in der am wenigsten erneuerbare Energie zur Verfügung steht. Es liefert überschüssige hohe Exergie, die von den Sonnenkollektoren auf dem Dach erzeugt wird, sowie Kühlung mit niedriger Exergie über das Seewasser. In Spitzenzeiten können die LowEx-Gebäudesysteme die Abwärme und die überschüssige Kälteenergie nutzen, die über andere Gebäude bereitgestellt wird.
MatEx (Materialien, Struktur, Circularity)
Modulare Konstruktionen unter Verwendung von weitverbreiteten Standardgrößen ermöglichen die Wiederverwendung eines großen Teils der Gebäudekomponenten in der Zukunft. Hoch-Exergie-Materialien wie Beton und Stahl werden verwendet und mit Niedrig-Exergie-Materialien wie Holz aufgewertet, um damit größere und häufigere Gebäudeabmessungen bedienen zu können. Niedrig-Exergie-Materialien i.d.R. sind in den Fassaden konzentriert.
MoveEx (Mobilität and Landschaft)
Die Landschaftsgestaltung um den Brainergy Hub und den Teich ist die MoveEx-Drehscheibe für das Mobilitätsnetzwerk. Aktivitäten werden dezentralisiert und Laufwege verkürzt, um den barrierefreien Fußgängerverkehr aus den übrigen Campus-Gebäuden anzulocken. Dieser Fußgängerverkehr hat innerhalb des Campus eine höhere Priorität als der Rad- und anschließend der Autoverkehr.
ArchEx (Architektur, Raum, Funktion und Annehmlichkeit)
Der Brainergy Hub bietet Annehmlichkeiten wie ein Restaurant, Konferenzräume und Co-WorkingSpace, um den Bedarf an diesen Möglichkeiten in anderen Gebäuden im Brainergy Park zu reduzieren. Das Gebäuderaster ist so gewählt, dass die architektonische Qualität bei einer Änderung der Raumnutzung nicht beeinträchtigt wird.
LowEx TGA und Bauphysik
Passives Design – das Gebäude für ein LowEx-Konzept zugänglich machen
Passives Design wird eingesetzt, um den Spitzen- und Jahresenergiebedarf zu reduzieren, was entscheidend ist, um die Durchdringung des LowEx-Konzepts über das ganze Jahr zu verlängern. Natürliche Belüftung kombiniert mit Verdunstungskühlung und Nachtkühlung der thermischen Masse wird die Kühlung der Büroräume sicherstellen. Der Sonnenschutz reduziert die Wärmegewinne im Sommer, wird aber im Winter genutzt, um den Heizbedarf zu senken und gleichzeitig Tageslicht für einen reduzierten Beleuchtungsverbrauch zu liefern.
Wie ist die Tageslichtnutzung einzuschätzen? Welche Kennwerte werden erreicht?
Die primäre Quelle des Tageslichts sind die Fassaden mit Lichtschächten, die ein tieferes Eindringen ermöglichen und den oberen Tageslichtanteil des Fensters vom unteren Sichtbereich trennen (mit benutzergesteuertem Blendschutz). Die Innenhöfe und Atrien wurden nicht nur eingeführt, um weitere Bereiche mit ausreichend Tageslicht zu versorgen, sondern vor allem, um den Tageslichtkontrast im Gebäude auszugleichen. Dadurch wird nicht nur der Nutzen des Tageslichts für Aufgaben, sondern auch ein qualitatives Erlebnis der Räume erreicht. Die räumliche Tageslichtautonomie wird als Analyse für die Tageslichtverfügbarkeit als klimabasierter Jahresindikator verwendet. 100 % der ständigen Arbeitsräume werden während mehr als 50 % der Nutzungszeit mit 300 Lux durch Tageslicht versorgt. In den Bereichen, in denen dies nicht erreicht wird, werden formelle und informelle Besprechungsbereiche mit hoher Fluktuation eingerichtet.
Das Gebäude ist in Bezug auf Sonneneinstrahlung und Sonnenschutz zu optimieren.
Die Ausrichtung und Modularität des Gebäudes führt dazu, dass es keine direkten Ost- und Westfassadenelemente gibt, sondern nur NE, NW, SE und SW. Durch diese Modularität ist ein hohes Maß an Selbstbeschattung gegeben. Der äußere kreisförmige Gehweg sorgt für weitere Beschattung durch die hochstehende Sonne. Für die Südhälfte des Gebäudes sind im Obergeschoss Lamellen für einen weiteren Sommerschutz vorgesehen. Die bewegliche Photovoltaikanlage, die sich um das Gebäude dreht und der Sonne folgt, bietet einen weiteren dynamischen Schutz vor der tiefstehenden Sonne. Da die Nordseite des Gebäudes weniger Strahlungswärme ausgesetzt ist, verfügt sie über zusätzliche opake Dämmelemente, um den Wärmeverlust im Winter auszugleichen.
Wie wird die thermische Speichermasse im Rahmen der nachhaltigen Bauweise optimiert?
Die Hybridkonstruktion bietet immer noch 12 cm Beton, von dem 70 % der Oberfläche direkt den darunter liegenden Räumen und Wärmelasten ausgesetzt sind. Unterhalb der außenliegenden Gehwege wird Nebel versprüht, der die nächtliche Lufttemperatur um weitere 3 °C absenkt. Die nächtliche Kühlung durch die automatisierten Fenster, die diese niedrigere Temperatur nutzen, ermöglicht eine noch niedrigere Betontemperatur, wodurch die Speicherung der thermischen Masse erhöht wird. Dadurch wird ein ausreichender Kühleffekt für die Büroräume und die informellen Bereiche des Gebäudes erzielt, was die Installation zusätzlicher Kühlsysteme in diesen speziellen Bereichen überflüssig macht.
LowEx Heizung und Kühlung – eine Prosumer-Verbindung mit dem LowEx-Netzwerk
Niedertemperatur-Strahlungsheizungen sind für die direkte Nutzung an den Perimetern vom LowEx-Netzwerk vorgesehen. Die Kühlung ist auf Bereiche mit hoher Belegungsdichte und IT-Räume beschränkt. Eine reversible Wärmepumpe bereitet das Kühlwasser aus dem LowEx-Netz auf, während sie die Wärme an das gleiche Netz oder an den Teich abgibt. Die Photovoltaikanlage liefert Strom für den Betrieb der reversiblen Wärmepumpe und für andere Anwendungen im Gebäude. Der Überschuss wird in das LowEx-Netz eingespeist.
Welche Kühlleistung wird pro m² bei 26 °C Innenraumtemperatur notwendig?
Besprechungsräume 55W/m², Konferenzbereich 60W/m².
Ist eine Befeuchtung / Entfeuchtung vorgesehen?
Nein.
Welche notwendigen Vorlauftemperaturen sind für Heizen und Kühlen notwendig? Wie funktioniert der Anschluss an das LowEx-Netz?
Heizen 30oC, Kühlen 14oC. Für den Anschluss an das LowEx-Netz sind Wärmetauscher vorgesehen. Eine reversible Wärmepumpe ergänzt die vom Netz bereitgestellten Temperaturen, falls erforderlich. Ein Wärmetauscher verbindet das Gerät auch mit dem Teich, um im Sommer Wärme abzugeben und im Winter aufzunehmen. Die Verdunstung verhindert, dass der Teich im Sommer überhitzt, und die überschüssige Wärme verhindert, dass die Temperaturen im Winter zu sehr abfallen. Überschüssige Kühlund Heizleistung kann bei Bedarf auch in das LowEx-Netz eingespeist werden. Für die Serverräume ist eine redundante Kältemaschine vorgesehen, die je nach Bedarf separat oder als Teil des Netzes betrieben werden kann.
Wie ist die Zonierung Heizen und Kühlen vorgesehen und wie wird die Flexibilität der Nutzung gewährleistet?
Die Büroräume verfügen über in die Lichtregale integrierte Heizdeckenelemente, um Zugluft von den Fassadenlüftungsgeräten zu verhindern und alle 2,7 m eine gewisse Nutzerkontrolle zu ermöglichen. Besprechungsräume haben eigene Kühlsegel, die benutzerfreundlich reguliert werden können. Der Konferenzbereich verfügt über eine Kühl- und Heizdecke, die je nach Raumaufteilung zoniert ist. Diese Kombination bietet ein erhebliches Maß an Flexibilität für die Nutzung.
Lüftung – natürlich und dann mechanisch
Natürliche Lüftung ist der primäre Mechanismus für die Belüftung. Die Nutzer können die Fenster, die meiste Zeit des Jahres nach ihren Vorlieben öffnen. Einige Fenster sind automatisiert, um das Steuern der C0²-Werte und die Nachtauskühlung zu unterstützen. Für Spitzenzeiten im Winter sind mechanische Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung in das Fassadensystem integriert. Wandlüftungsgeräte werden in innenliegenden Bereichen mit hohen Belegzahlen wie Besprechungsräumen zum Einsatz kommen.
Wie ist das Lüftungskonzept aufgebaut? Welche personenbezogenen Luftmengen werden vorgesehen? Wie ist eine Wärmerückgewinnung in der Lüftung vorgesehen? Wie erfolgt die Luftverteilung (Mischlüftung, Quelllüftung)?
Die Büroräume (12 m²/Person) werden den größten Teil des Jahres über eine Mischung aus nutzergesteuerten und automatischen Fenstern natürlich belüftet. In die Fassade integrierte mechanische Einheiten mit Wärmerückgewinnung sorgen für eine gemischte Belüftung in den Spitzenzeiten.
Formelle und informelle Besprechungsräume (max. 3 m²/Person) können an die dezentralen Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung und weiterer Heiz- und Kühltemperaturregelung angeschlossen werden. Diese befinden sich in den Schächten und technischen Hohlräumen, die in den Trennwänden der Mieter geschaffen wurden, um den Platzbedarf zu reduzieren und gleichzeitig ein hohes Maß an Flexibilität und Wartungszugang zu bieten, ohne die anderen Mieter zu stören. Die Zu- und Abluft wird über Schächte, die durch die Balkenaufteilung in diesen speziellen Bereichen entstehen, über das Dach geleitet. Für die Besprechungsräume wird Quellluft verwendet, für die informellen Besprechungsräume und die Projekträume wird Mischlüftung eingesetzt.
Der Konferenzbereich (3 m²/Person) hat Zugang zu natürlicher Belüftung über Fenster, wenn dies angebracht ist. Vier Lüftungsgeräte mit Wärmerückgewinnung und weiterer Heiz- und Kühltemperierung versorgen die verschiedenen Räume unabhängig voneinander. Die Luft wird als Verdrängungslüftung über Bodenauslässe an der Außenseite jedes Raums zugeführt und auf hoher Ebene über der Kühldecke mit separaten Kanälen pro Raum zur Wahrung der akustischen Privatsphäre zurückgeführt. Die Frischluft wird über Kanäle, die durch den Teich führen, zur Vorkühlung und Vorerwärmung zugeführt. Die Abluft wird ebenfalls durch den Teich abgeleitet, so dass der Schachtraum keine Einschränkungen für künftige Veränderungen des Konferenzraums mit sich bringt.
Das Atrium und die begrenzte Anzahl geschlossener Räume im Erdgeschoss werden mit der für die WC-Abluft benötigten Ergänzungsluft belüftet. Plattenwärmetauscher ermöglichen eine Wärmerückgewinnung ohne Luftkontamination. Die Küche hat einen eigenen Schacht zum Dach, wo in einem Technikraum die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung untergebracht ist.
Wie werden Nachhallzeiten in den Versammlungsbereichen, in überdachten Atrien oder anderen kritischen Nutzungsbereichen optimiert?
Die Wände und Decken des Atriums sind mit Akustikmaterial ausgestattet. Im Konferenzraum ist akustisches Material in die Kühldecke und in die festen und beweglichen Wände integriert. In den Büroräumen ist akustisches Material um die Doppelbalken mit dem Beleuchtungssystem integriert.
Zweifaches Stromsystem –Intelligente AC- und DC-Stromnetze
Zusätzlich zum konventionellen Wechselstromnetz im Gebäude wird ein Gleichstromnetz für die Beleuchtung und zugehörige Geräte wie Computer und Laptops bereitgestellt, um die mit Wechselrichtern usw. verbundenen Verluste weiter zu reduzieren. Beide Netzwerke werden die Möglichkeit der Kommunikation über Strom beinhalten, um eine Reduzierung und Vereinfachung der Verkabelung zu Sensoren etc. zu ermöglichen.
Welche Flächen werden für PV-Module zur Verfügung gestellt?
Eine Fläche von 1.980 m² PV-Module sind auf dem Dach angebracht. 300 m² PV-Module sind an der Fassade angebracht, wobei die Rotation das Äquivalent von 900 m² ermöglicht. Dies würde ausreichend Strom erzeugen, um jeden Quadratmeter Nutzfläche des Gebäudes mit 45 kWh pro Jahr zu versorgen.
Das Schaufenster – Zeigt es so, dass es alle wissen – zwanghaft offensichtlich
Informationsnetzwerk
Als Schaufenster ist vorgesehen, dass all diese Initiativen für den Betrachter offensichtlich sind. Beschilderung, lokale, statische und dynamische Dashboards, eine per Smartphone zugängliche Website und eine Augmented-Reality-App werden das Konzept und den Beitrag der verschiedenen Initiativen erklären. Es werden Informationen darüber bereitgestellt, wie man mit dem System interagieren kann, um die Leistung zu unterstützen und gleichzeitig eine effektive Benutzererfahrung sicherzustellen. Informationen darüber, wie diese Logik zu Hause angewendet werden kann, sind ebenfalls erläutert.
Das Gebäude und die Systeme erzählen die Geschichte
Die übersichtlich und sauber installierte Gebäudetechnik wird freigelegt. Farben und Symbole, die mit den Informationen in den Dashboards übereinstimmen, werden der Ausgangspunkt für die Kommunikation sein. Thermochromatische Materialien werden als Hinweis auf die aktuellen Temperaturen aktiver Oberflächen oder kühl- und heizwasserführender Rohrleitungen verwendet. Eine Augmented-Reality-App wird es den Nutzern ermöglichen, zu verstehen, wie sich Elemente und Systeme in ihrer aktuellen Ansicht auf das größere System beziehen.
International
Die Informationen werden online (innerhalb der Datenschutzparameter) in mehreren Sprachen als internationaler Showcase und Ressource zur Verfügung gestellt.